Männer in Uniformen stehen vor einem HakenkreuzDer Kemptener Stadtrat 1934 mit Otto Merkt und Anton Brändle © Stadtarchiv Kempten

Do 09.02.2023 ▪ 19.30 Uhr ▪ Schöner Saal der Sing- und Musikschule Kempten ▪ Eintritt frei

Kommunen und Nationalsozialismus – Geschichte einer Kollaboration

Vortrag von Prof. Dr. Andreas Wirsching

  • in Kooperation mit dem Heimatverein Kempten e.V.
  • im Rahmen der Erinnerungskultur in Kempten
  • aus der Veranstaltungsreihe
    ➜ Bewegter Donnerstag

Über des Thema

Nach 1945 betrachteten sich die meisten Städte und kommunalen Verwaltungen in Deutschland weniger als Mitgestalter des NS-Regimes denn als dessen Opfer. Sowohl in der damaligen Selbstwahrnehmung als auch in der frühen Forschung dominierte das Bild einer kommunalen Selbstverwaltung, die durch das NS-Regime zerstört worden sei. Der Vortrag wird diese zählebige Deutung kritisch unter die Lupe nehmen. Er wird demgegenüber zeigen, wie intensiv und vielfältig in den Kommunen die Formen der Kollaboration und des vorauseilenden Gehorsams gegenüber der „höheren Ebene“ waren. Das gilt auch für die aktive Verfolgung von Juden und anderen aus der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ Ausgeschlossenen.

Im Mittelpunkt des Vortrags stehen allgemeine Tendenzen, wie sie die Forschung vor allem für größere Kommunen herausgearbeitet hat. Kleinere Städte wie zum Beispiel Kempten sind demgegenüber häufig weniger intensiv erforscht worden. Einerseits bestätigt ihre Geschichte das aus der Forschung bekannte Bild; andererseits erzeugten die im Vergleich zu Großstädten häufig engeren persönlichen Verflechtungen spezifische Konstellationen, aber auch Konflikte. Dass diese Konflikte teilweise bis heute weiterwirken, schlägt sich insbesondere in den zahlreichen Auseinandersetzungen um die lokale Erinnerungskultur nieder. Der Vortrag wird diese Fragen exemplarisch berühren.


Über den Referenten

Prof. Dr. Andreas Wirsching, Direktor des Institut für Zeitgeschichte München–Berlin
© Institut für Zeitgeschichte München–Berlin

Andreas Wirsching studierte Geschichte und evangelische Theologie, wurde 1988 an der Universität Erlangen promoviert und habilitierte sich 1995 im Fach Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Regensburg. Von 1996 bis 1998 lehrte er als Professor für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas an der Universität Tübingen. Von 1998 bis März 2011 war er Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Augsburg. Seit April 2011 ist er Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München–Berlin und Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Prof. Dr. Wirsching ist u. a. Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (Berlin).

Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die vergleichende deutsche und französische Geschichte im 20. Jahrhundert, die Geschichte der Weimarer Republik, des Kommunismus, des Faschismus und des Nationalsozialismus 1918–1945, die deutsche und europäische Geschichte seit den 1970er Jahren sowie die Geschichte und Theorie der Moderne.

Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehört der zusammen mit Sabine Mecking herausgegebene Band „Stadtverwaltung im Nationalsozialismus. Systemstabilisierende Dimensionen kommunaler Herrschaft“ (Forschungen zur Regionalgeschichte Bd. 53, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2005).


Informationen kompakt

  • Titel:  Bewegter Donnerstag "Kommunen und Nationalsozialismus – Geschichte einer Kollaboration", Vortrag von Prof. Dr. Andreas Wirsching im Rahmen der Erinnerungskultur in Kempten
  • Termin: Do 09.02.2023, 19.30 Uhr (Einlass ab 19.15 Uhr)
  • Ort: ⚠️ Schöner Saal der Sing- und Musikschule Kempten, Bräuhausberg 4, 87439 Kempten (Allgäu)
  • Eintritt: Eintritt frei.
  • Kartenreservierung: museen@kempten.de und 0831/2525-7777